Briefe gegen Kürzung des Kindergelds

Bitte schreiben Sie an Hängen Sie ein Flugblatt an Kindergärten und Schulen aus, um weitere Menschen dafür zu gewinnen.

Entstehungsgeschichte:

Obwohl erste Äußerungen von Finanzminister Steinbrück zum Thema Kürzung des Kindergelds "zu Gunsten von Betreuungsangeboten" sofort mit guten Argumenten abgelehnt wurden, die sogar deutlich aufzeigten, dass derartige Pläne wegen des Kinderfreibetrags besonders bei einkommensschwachen Familien zu Mehrbelastungen führen würden, siehe den Artikel der Welt vom 28.3.2006, hielt Herr Steinbrück offensichtlich an seinen Absichten fest, wie im Artikel von Peer Steinbrück im Tagesspiegel am 2.4.2006 nachzulesen ist. Dazu brachte MDR-INFO am Sonntag, den 2.4.2006, folgende Meldung:
Berlin: Bundesfinanzminister Steinbrück, SPD, hat den Sinn des
Kindergelds in Frage gestellt. Steinbrück schrieb in einem Beitrag für
den "Tagesspiegel am Sonntag", gut verdienende Familien bräuchten das
Geld nicht wirklich. Um ihren Alltag zu meistern, seien sie vielmehr auf
Betreuungsangebote angewiesen. In den unteren Einkommensgruppen dagegen
verhindere das Kindergeld nicht, dass es zu existenziellen Problemen
komme. Mit mehr Kita-Plätzen könne man die Geburtenrate eher steigern
als mit höherem Kindergeld. Steinbrück hatte kürzlich vorgeschlagen, das
Kindergeld zu kürzen, um kostenlose Kinderbetreuung zu finanzieren. Die
SPD hatte dies abgelehnt. 
Vielen Dank an Redakteur Frank Biehl von MDR-Info für seine mail mit dem genauen Wortlaut.

Meine darauf verfasste email an das Finanzministerium wurde wie folgt beantwortet:

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Helmberg,

vielen Dank für Ihre E-Mail an den Bundesminister der Finanzen, 
Herrn Peer Steinbrück. Ich wurde gebeten, Ihnen zu antworten.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte sich zu dem Vorschlag 
von kostenlosen Kindergartenplätzen geäußert. In den Medien sind
seine Worte teilweise verkürzt wiedergegeben worden.

Es geht dem Bundesfinanzminister um die zusätzliche tatsächliche 
Unterstützung von Menschen mit Kindern. Der Bundesfinanzminister 
hat deshalb deutlich gemacht, dass es Sinn machen kann, darüber 
nachzudenken, ob unserer Gesellschaft die Bereitstellung von 
kostenlosen Kindergartenplätzen so wichtig ist, dass man Mittel 
aus der sozialen und steuerlichen Förderung für Kinder und Familien 
dafür verwenden sollte. Mit der angeregten geringen Kürzung des 
Kindergeldes solle eine Diskussion angestoßen werden, wie Familien 
und Kinder künftig möglichst optimal mit öffentlichen Mitteln 
gefördert werden. 

Es geht um eine gesellschaftliche Diskussion und nicht um eine 
Kürzungsdebatte. Der Bundesfinanzminister hat das Kindergeld 
exemplarisch genannt, dies diente der Illustration. Die Diskussion 
muss im Gesamtkontext des Familienleistungsausgleichs geführt werden. 
Dürfen staatliche Leistungen an keine Vorgaben geknüpft werden oder 
ist es für unsere gesellschaftliche Entwicklung besser, wenn wir 
Zielvorgaben setzen? 

Es muss erlaubt sein, darüber nachzudenken, ob auf Transferleistungen 
für Menschen mit Kindern in Form von Kindergeld oder Freibeträgen 
staatliche Leistungen für z.B. Kindergarteninfrastruktur angerechnet 
werden können. Die Diskussion sollte darüber geführt werden, ggf. 
zusätzliche Mittel zur Finanzierung von Kindergartenplätzen zu nutzen, 
statt das Geld direkt an die Familien weiterzuleiten. Unterm Strich 
wäre dies eine stärkere Entlastung. Es geht in diesem Zusammenhang 
um die gesamte Bandbreite des Familienleistungsausgleichs - sowohl um 
das Kindergeld als auch um die Förderung über steuerliche Freibeträge.

Es geht dem Bundesfinanzminister keineswegs um eine Kürzung von Mitteln, 
sondern um die Frage, wie kann - gesamtgesellschaftlich sinnvoll - eine 
tatsächliche Entlastung von Menschen mit Kindern erreicht werden, die 
geknüpft wird an eine möglichst flächendeckende Nutzung von Bildungs- 
und Erziehungseinrichtungen. 

Die Diskussion wird im Zusammenhang mit der Föderalismus II-Debatte, 
der Diskussion um das zutreffende steuerliche Existenzminimum und einer 
notwendigen Wertediskussion geführt werden müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Regina Harneit
________________________
Referat für Bürgerangelegenheiten
- Leitungsstab -
Bundesministerium der Finanzen

Wilhelmstraße 97, 10117 Berlin
Telefon: 01888 682-3300
Fax: 01888 682-883838
E-Mail: buergerreferat@bmf.bund.de
Internet: www.bundesfinanzministerium.de
Hier ist die entsprechende email.

Nach dieser Logik ist es klar, dass, wenn es zu irgendeiner Form der Anrechnung von Transferleistungen für Kinder (Kindergarten, Schule, Studium) kommt, das Kindergeld bei weitem nicht ausreicht, und die Eltern demnächst auch Schulged zahlen müssen. Tatsächlich ist es ein ureigenstes Interesse des Staates, also der Gemeinschaft, dass Kinder großgezogen und geschult werden! Es lässt sich damit gut begründen, dass sich die Gemeinschaft auch an ALLEN Kosten beteiligen sollte. Das derzeitige Kindergeld ist in dieser Hinsicht nur ein verschwindend geringer Beitrag.